Kapitel 8 – Betrieb von Windrädern

Aussage von „Gegenwind“: Fakten zum Betrieb von Windrädern in Bayern

  • Laut Flyer sind Bayern und Baden-Württemberg windarme Gebiete und benötigen dreimal mehr Strom die alle fünf Norddeutschen Bundesländer
    • Was genau bedeutet aber die Formulierung „windarme Gebiete“? Entscheidend ist doch, ob es sich wirtschaftlich lohnt ein Windrad zu bauen. Gerade in den Luftschichten, die relevant sind (100-200 m) ist die durchschnittliche Windgeschwindigkeit nur 1-2 m/s geringer als in Teilen von Norddeutschland [58]
    • Gerade der 2. Teil der Behauptung, dass wir in Süddeutschland dreimal mehr Strom benötigen als alle fünf Norddeutschen Bundesländer zusammen ist doch ein Hauptargument, um bei uns die Windräder zusätzlich zu bauen. Somit erscheint ihr Gegenargument eigentlich ein Proargument zu sein.
  • Laut Flyer wird versucht die Windarmut durch höhere Türme und größere Rotoren auszugleichen, was mit steigendem Vogelschlag verbunden wird
    • Vogelschlag wurde bereits in Kapitel 1 und 2 behandelt. Gerade neue Windräder werden mit effektiven Systemen zur Minimierung von Vogelschlag ausgestattet. Das Argument, mit der Größe von Windrädern steigt der Vogelschlag ist somit falsch.
    • Dass Windräder und Rotoren immer größer werden, hat nicht den Grund die mögliche Windarmut auszugleichen. Die Fläche eines Kreises steigt mit dem Quadrat des Radius und somit die mögliche Leistung der Anlage. Aber leider ist es nicht so einfach. Wer es detaillierter wissen möchte kann sich gerne in Quelle [58a] tiefergehend informieren.
  • Laut Flyer erreichen Windkraftanlagen in Süddeutschland wegen Windarmut nur eine Auslastung von ca. 17%
    • Dieser Wert stammt aus einem Artikel der NZZ, dessen Berechnungsmodell fehlerhaft ist und viel Kritik auslöste [59]. Eine Auslastung bezogen auf die Nennleistung bei Windrädern als Wirtschaftlichkeitsfaktor heranzuziehen ist falsch. Es ergibt keinen Sinn hier mit der maximalen Einspeiseleistung zu rechnen, denn dies würde dann voraussetzen, dass die maximale Leistung der Windturbine jederzeit abgerufen wird. Richtig ist die Baukosten mit dem zu erwarteten Stromertrag und der Laufzeit der Anlage zu prognostizieren, wodurch sich ein Kosten/Nutzen Bild gibt. [60]
    • Die Seite „Volksverpetzer.de“ hat in einem Artikel den Bericht der NZZ gesondert untersucht und widerlegt. [61]
  • Laut Flyer sind die Windkraftanlagen in Süddeutschland nur wegen des deutschen Fördersystems überlebensfähig
    • Diese Behauptung beruht vermutlich ursprünglich auch auf den besagten und widerlegten Bericht der NZZ [59] und wurde so in der Medienwelt weiterverbreitet. Das Zitat „nur wegen des deutschen Fördersystems überlebensfähig“ wurde ohne Nennung des Zitatgebers weiterverbreitet. [62] Wie die NZZ auf diese Wortwahl kommt, wird nicht erklärt.
  • Das Kapitelfazit des Flyers behauptet, dass Windstrom zu volatil sei, um die Grundlastversorgung für Industrie und Haushalte zu sichern.
    • Dies wurde bereits in Kapitel 3 behandelt.
    • An dieser Stelle sei noch ergänzt, dass der Begriff „Grundlastversorgung“ erst mit Beginn der Kernenergie und der industriellen Kohleverfeuerung eingeführt wurde. Auch der „günstige Nachtstrom“ wurde in dieser Zeit geschaffen, um die neuen Kraftwerke betreiben zu können. Denn diese sind zwar in der Leistung regelbar, jedoch können sie nicht so schnell komplett abgestellt und wieder angefahren werden, wodurch eine Abnahmestrategie für die Nachtstunden geschaffen werden musste. Mit dem „Aus“ dieser beiden Stromarten in Deutschland verliert auch die Grundlastversorgung an Bedeutung. [63] (Originalquelle: Quaschning 2015)
  • Quellen: